Werner Lapp, haminlamech@t-online.de
CH-428
Bilthoven, 17 december 2006
Sehr geerhte Damen und Herren,
Im Internet bin ich auf der Suche nach Max Meyerfeld, geb. in Spangenberg, Hessen, auf Ihre Homepage gestossen und möchte, in der Hoffnung, dass Sie meine Mail in Deutsch verstehen, Ihnen die Gründe und Ergebnisse meiner Recherche über Max Meyerfeld mitteilen.
In Deutschland gibt es seit einigen Jahren die Möglichkeit, dass vor Häusern, aus denen Juden deportiert und in KZs umgebracht wurden, eine Gedenkplatte (sogenannte Stolpersteine) in das Pflaster eingelassen wird. Dafür muss der Antragsteller eine Patenschaft, das heisst die Kosten übernehmen. Diese Patenschaft werde im nachfolgend erläuterten Fall übernehmen und möchte Sie gleichzeitig bitten, mir – soweit Ihnen vefügbar – gegebenenfalls weitere Informationen zukommen zu lassen.
Zur Verfügung stehende Dokumente:
Die Dokumente der Stadt Köln und der Jüdischen Gemeinde Köln über die NS-Zeit sind leider wegen des stockenden Vormarsches der Alliierten überwiegend von den Nazis vernichtet worden. Im Historischen Archiv der Stadt Köln sind lediglich die “Greven´s Adressbücher” auf Mikrofilm bis 1940/41(hierfür erschien nur eine Ausgabe) erhalten. Diese jedoch sind
sehr aufschlussreich, da sie auch für eine Kölner Adresse (Strasse, Hausnummer) alle dort gemeldeten Bewohner (teilweise mit Anzahl der Personen) mit Telefonnummer und Beruf angeben. Desweiteren ist der Besitzer der Immobilie (und seinen eventuell weiteren Immobilien) genannt.
Das NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln hat 1995 ein Gedenkbuch für “Die Jüdischen Opfer des Nationalsozialismus aus Köln”, Böhlau Verlag Köln-Weimar-Wien herausgegeben, welches leider nur unvollständig ist. In ihm sind alle bekannten Opfer des Nationalsozialismus namentlich aufgeführt mit Geburtsdatum und, soweit bekannt, dem Todesjahr und dem
Deportationsziel.
Das Folgende habe ich über Max Meyerfeld herausgefunden:
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- Grevens Adressbücher
Meyerfeld, Max, Fabrikant: Er wohnte von 1920 bis 1931 in Köln in der Spichernstrasse 55 und besaß noch Immobilien in Köln-Ehrenfeld, Liebigstrasse 25,27 und Overbeckstrasse 38 (ein zusammenhängendes Grundstück). Von 1929 bis 1939 ist er als Eigentümer des Hauses Gilbachstrasse 18 aufgeführt (die Häuser Gilbachstrasse und Spichernstrasse grenzen aneinander, es sind repräsentable 5-geschossige Bürgerhäuser, von beträchtlichem Wert, heute unter Denkmalschutz stehend). Von 1932 bis 1940/41 wohnt Max Meyerfeld in dem Haus Gilbachstrasse 18.
Von 1929 bis 1932 ist in der Overbeckstraße 38 die M&S Meyerfeld (Max Meyerfeld), Benzin Öle & Fette eingetragen. Ab 1933 bis 1935 dann Wobeg, Westdeutsche Öl und Benzinhandelsgesellschaft mit beschränkter Haftung, Geschäftsführer Konrad Stocks.
Ab 1936 bis 1939 befindet sich die Wobeg in der Brüsseler Straße 96, der Geschäftsführer ist Max Meyerfeld. Nach 1939 taucht der Eintrag von Wobeg nicht mehr auf. 1937 und 1938 wird die Immobilie Overbeckstraße als unbewohnt geführt, der Eintrag lautet: V. Siegel, Gilbachstraße 18, was wohl bedeutet, daß der Dpl. Kfm. F.Siegel, der von 1935 bis 1940/41 in der Gilbachstraße wohnte, der Verwalter des unbewohnten Grundstückes war.
1939 und 1940/41 lautet die Eintragung auf F. Kiefer, unbewohnt.
Max Meyerfeld wird bis zum letzten Erscheinen des Grevens Adressbuch 1940/41 als Bewohner und bis 1939 als Eigentümer des Hauses Gilbachstraße 18 geführt.
Unter welchen Bedingungen das Haus in den Besitz der heutigen Eigentümer gelangt ist, ist nicht bekannt, bekannt ist nur die in dieser Zeit übliche Vorgehensweise.
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- Gedenkbuch der Opfer des Nationalsozialismus
In diesem Gedenkbuch sind die Namen von Max Meyerfeld und Flora Meyerfeld aufgeführt. Der Eintrag im Gedenkbuch lautet:
Meyerfeld, Max Meyerfeld, Flora geb. Levy
geb.: 08.07.1878 in Spangenberg geb.:08.03.1882 in Melsungen
Deportation: Riga (1941) Deportation: Riga (1941)
In den Grevens Adressbüchern seit Anfang des 20. Jahrhunderts taucht der Name Max Meyerfeld erstmals 1920 auf. Bis zum Jahr 1940/41 wurde auch kein weiterer Eintrag mit dem Namen Meyerfeld gefunden. Man kann also davon ausgehen, dass Max Meyerfeld in dieser Zeit in Köln der einzige Träger dieses Namens war.
Aufgrund dieser Übereinstimmung kann davon ausgegangen werden, dass Max
Meyerfeld (möglicherweise mit Frau Flora) aus dem Haus der Gilbachstraße 18 deportiert wurden.
(Es wurden noch weitere namentliche Übereinstimmungen gefunden, die nach Prüfung die Beantragung von Stolpersteinen rechtfertigen).
Da mir diese Anfrage sehr am Herzen liegt (ich bin Jahrgang 1943 und wohl einer der wenigen, der sich über diese Zeit noch Gedanken macht), wäre ich Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir in diesem Anliegen weiterhelfen könnten.
Mit freundlichen Grüßen und Dank im Voraus
Werner Lapp
Bilthoven, 23 December 2006
Sehr geerhter Herr Werner Lapp,
Although I am able to read and speak your language rather well, I hope you
accept my response in the English language.
To start with: I study the Jewish Meyerfeld family because of the resamblance of the family names. As far as I can see there is no blood link to my ancestors from Vorpommern. Nevertheless I am very curious about the history of the Jewish Meyerfeld families and hope I can help you.
There are several Max’es in the Meyerfeld families of Hessen. Amoung them is the famous translator of Oscar Wilde’s books. The one you are looking for is the Maxim Meyerfeld in paragraph 3.2.3 of my webside. That paragraph deals with the Meyerfelds from Treysa. Max is the son of Ruben Meyerfeld and Bertha Openheimer from Spangenberg. Their details are on the website. If you have problems finding it or with the Dutch language, please let me know.
Your information about his wife’s name, his oil company, him living in Köln and their deportation to Riga are all new facts to me. What I do have is the names of two children: Rudolph and Lotte Meyerfeld. Rudolph was born 13-10-1906 and moved to Fort Lauderdale, USA, where he died 1985. I believe Lotte also escaped in time to America. Perhaps it is possible to trace their children and ask them about the history in Köln.
Don’t hesitate to approach me again, also to keep me informed.
Best regards,
Hugo von Meijenfeldt