Bernsteinstadt Ribnitz-Damgarten, www.ribnitz-damgarten.de, Im Kloster 3, 18311 Ribnitz-Damgarten, Stadtarchiv, Jana Behnke, j.behnke@ribnitz-damgarten.de. Elmar Koch, tempel1318@yahoo.com.
CH-792
Bilthoven, 3 december 2023
L.S.
Zwischen 1736 und 1754 war Tabakhändler Anton von Meyenfeldt Bürgermeister von Damgarten. Dies könnte ein Vorfahre von mir sein. Haben Sie Informationen über sein Leben, seine Vorfahren und Nachkommen?
Vielen Dank im Voraus.
Hugo von Meijenfeldt
Ribnitz-Damgarten, 14 december 2023
Sehr geehrter Herr von Meijenfeldt,
Ihre Anfrage wegen Ihres mutmaßlichen Vorfahren wurde mir zur Beantwortung übergeben.
Leider kann ich Ihnen auch nicht weiter behilflich sein. 1928 wurde das Damgartener Rathaus durch Brandstiftung vernichtet und mit ihm das gesamte historische Archiv. Das heißt, wir haben heute keinerlei Unterlagen von vor diesem Zeitpunkt zur Verfügung. 1913 hatte der damalige Bürgermeister Karl Anklam eine Chronik der Stadt verfasst – damals noch mit Hilfe des vollständigen Archivs. Diese wurde 2008 zum ersten Mal gedruckt. In der Liste der Bürgermeister ist ein „von Meyerenfeld“ mit der Jahreszahl 1746 vermerkt. Weiter habe ich aber keine genaueren Hinweise auf ihn gefunden.
Was noch existiert, sind die Kirchenbücher. Diese werden von Herrn Elmar Koch ehrenamtlich verwaltet, Sie erreichen ihn am besten über die Kirchgemeinde Damgarten.
Mit freundlichen Grüßen aus der Bernsteinstadt
Jana Behnke
Bilthoven, 30 december 2023
Sehr geehrte Frau Jana Behnke,
Vielen Dank für Ihre Antwort auf meine Anfrage. Wer würde auf die Idee kommen, unser Erbe in Brand zu setzen? Gerne werde ich Ihrem Vorschlag folgen.
Mit freundlichen Grüßen,
Hugo von Meijenfeldt
Bilthoven, 30 december 2023
Sehr geehrter Herr Elmar Koch,
(Bitte weiterleiten, wenn ich nicht die richtige E-Mail-Adresse habe)
Ihr Name wurde mir von Frau Jana Behnke aus dem Stadtarchiv mitgeteilt. Ich hatte ihr geschrieben: „Zwischen 1736 und 1754 war Tabakhändler Anton von Meyerenfeld Bürgermeister von Damgarten. Dies könnte ein Vorfahre von mir sein. Haben Sie Informationen über sein Leben, seine Vorfahren und Nachkommen?“ Sie bestätigte seinen Namen, antwortete aber: „1928 wurde das Damgartener Rathaus durch Brandstiftung vernichtet und mit ihm das gesamte historische Archiv“. Sie dachte, Sie wüssten vielleicht etwas aus den Kirchenbüchern. Anton von Meyerenfeld ist der Vater von Louisa Christina, verheiratet in Stralsund (St. Marien) am 16.03.1778 mit Johann Karl von Kahlden, Leutnant in englischen Diensten. Er soll auch der Vater sein von Johann, Kaufdiener in Damgarten 1764, Buchhalter der Tabakbehörde 1784. Möglicherweise besteht ein Zusammenhang mit der gleichnamigen Familie in Berlin und Wien, ich möchte jedoch nicht ausschließen, dass er etwas mit den schwedischen Grafen von Meyerfeldt zu tun hat, die in der Stadt Stralsund und auf dem Gut Nehringen lebten zwischen 1711 und 1800. Mein Urgroßvater ist der uneheliche Sohn des letzten Grafen.Ich bin sehr gespannt, ob Sie mir eine Anleitung geben können.
Mit freundlichen Grüßen,
Hugo von Meijenfeldt
Damgarten, 15 januari 2024
Sehr geehrter Herr von Meijenfeldt,
vielen Dank für Ihre Nachricht und sehr gerne helfe ich Ihnen weiter.
Anders als das Rathaus ist das ev. Pfarrhaus glücklicherweise nie abgebrannt, so dass wir hier noch einiges an älterem Quellenmaterial haben. Leider sind die 1682 beginnenden Kirchenbücher aber nicht immer mit der allergrößten Sorgfalt geführt worden.
Die “Bürgermeistertafel”, so nenne ich sie mal, ist für Damgarten noch unvollständig. Viele Städte führen solche Tafeln mit den Amts- und Lebensdaten aller bisherigen bzw. aktiven Bürgermeister. Der genannte Bürgermeister von Meyrenfeld war unter den Damgartener Bürgermeistern ganz gewiss einer der ungewöhnlichsten Männer.
“Anthon von Meyenfeldt” wird schon 1738 als Bürgermeister und Taufpate von Anthon Jacob Lösch genannt. Die Schreibweise seines Familiennamens sowie die anderer Personen variierte damals noch sehr.
In den Taufbüchern werden ab 1746 auch Kinder des Bürgermeisters genannt. Wenn ich hier ins Detail gehen soll, würde eine kleine Gebühr für die Kirche fällig werden, da die Ahnenforschung gebührenpflichtig ist. Der zeitliche Aufwand bewegt sich bei ca. 15 Euro. Die Sterberegister beginnen leider erst 1792, so dass v. M. dort nicht auftauchen wird.
Als Bürgermeister wird “von Meyerenfeld” in der Damgartener Stadtchronik von Dr. Karl Anklam nur für das Jahr 1746 genannt. Sein vermutlicher Amtsvorgänger Wree starb 1736. Ab 1757 wird ein Bürgermeister namens Gerresheim genannt.
Aus den Akten im Landesarchiv Greifswald geht hervor, dass der Pastor Lokervitz sich mehrfach über den Bürgermeister und andersrum beschwert hatte. Von M. warf dem Pastor z. B. vor, dass er zu viel trinke, was der Pastor natürlich bestritt. Von M. scheint recht streitfreudig gewesen zu sein, denn er lag auch mit der Frau von Dechow, Besitzerin in Pütnitz sowie Patronatsherrin über die Damgartener Kirche mehrfach im Streit.
Soweit erstmal für das Erste,
Mit freundlichen Grüßen,
Elmar Koch
Bilthoven, 24 januari 2024
Sehr geehrter Herr Elmar Koch,
vielen Dank für die hilfreiche und interessante Antwort.
Tatsächlich schwankt die Schreibweise von Namen stark. Vor Napoleon war es noch schlimmer, aber ich erlebe immer noch jeden Tag Rechtschreibfehler in meinem Namen.
Gerne übernehme ich den finanziellen Beitrag für die Einsichtnahme in die Kirchenbücher. Hoffentlich können Sie sich darum kümmern.
Ich habe Archion.de eine einmalige Gebühr von 20 € gezahlt. Viele Kirchenbücher wurden gescannt: die von Ribnitz tatsächlich, nicht jedoch die von Damgarten. Auch nicht alle Kirchen von Stralsund, aber im Heiratsregister 1778 von St. Marien fand ich die Heirat von Antons Tochter.
Hier wird der Name genauso geschrieben wie der des schwedischen Grafen, der damals in der Badenstraße 39 wohnte.
Mir war auch aufgefallen, dass Bürgermeister Anton oft als Kläger oder Beklagter vor Gericht stand. Sie nennen wunderbare Beispiele. Er kämpfte auch gegen das Tabakmonopol der Kramer Kompagnie. Claude Riquer verklagte seine Witwe wegen Mietrückständen.
Mit freundlichen Grüße,
Hugo von Meijenfeldt
Bilthoven, 6 mei 2024
Sehr geehrter Herr Elmar Koch,
Im Nachgang zu meiner E-Mail vom 24. Januar frage ich mich, ob Sie noch auf eine weitere Anfrage oder Zahlung von mir warten. Wenn nicht, werde ich geduldig warten, bis Sie Gelegenheit haben, die Kirchenbücher einzusehen.
Vielen Dank im Voraus,
Mit freundlichen Grüße,
Hugo von Meijenfeldt
Damgarten, 15 januari 2025
Sehr geehrter Herr von Meijenfeldt,
mir ist Ihre Mail sozusagen heruntergefallen und ich beantworte sie daher erst heute. Da der Verzug so lange ist, ist eine Inrechnungstellung nicht nötig. Diesen langen Verzug bitte ich zu entschuldigen.
Die pommerschen Kirchenbücher sind auf Archion noch längst nicht alle verfügbar. Viele Gemeinden sind zum Hochladen übergegangen, da sie selbst nicht mehr die Kapazität zur Recherche haben. Dies ist in Damgarten und Ahrenshagen und ein paar anderen Gemeinden der Region derzeit noch anders. Ribnitz gehört ja bereits zu Mecklenburg, wo alle älteren Bücher hochgeladen wurden.
Nun zu den Taufen, die ich im Taufbuch fand. ~ bedeutet getauft. Das Geburtsdatum lag in jener Zeit meist 3 Tage vorher und wurde anfänglich nicht vermerkt. Der mitgeschickte Traueintrag nennt Louisa Christina v. M., die ich im Kirchenbuch nicht fand.
Nr. 2/1738
Anthon Jacob Lösch, Sohn von Heinrich Christoph L, ~26.04.1738 Paten: Anthon von Meyenfeldt, Bürgermeister in Damgarten; Jacob Frese, Bürger und Zimmermann hier; Ehefrau des Tuchmachers Johann Wegner
1/1746
Carl Albrecht von Meyernfeld, Sohn des Bürgermeisters, ~19.01.1746, keine Paten genannt.
3/1748
Johanna Barbara von Meyernfeld, Tochter des Bürgermeisters, ~08.01.1748 Paten: Frl. von Plüsckow, Frl. Barbara von Buchwald und Herr Sergeant von Elgten.
9/1751
Anthon Siegmund von Meyernfeld, Sohn des Bürgermeisters, ~24.04.1751. Paten: Rittmeister von Schwartz auf Unruh; Herr Dr. Haselberg in Greifswald; Frau Kanzlistin Rosenow in Greifswald.
7/1754
Maria Elisabeth von Meyernfeld, Tochter des Bürgermeisters, ~20.02.1754. (keine Paten genannt)
Nun noch einige Schriftstücke, die ich vor einiger Zeit im Landesarchiv Greifswald (LAG) eingesehen hatte.
LAG Rep. 36, II D 1 I, Acta betr. der Kirche Damgarten 1611-1799
Pastor Johann Heinrich Lockervitz († 1774) war von 1732 bis 1774 Pastor in Damgarten.
Bl. 174-175 Bürgermeister (BM) von Meyerenfeld an den Generalsuperintendenten (GenSup), 27.08.1741
„Ich hoffe daß dieses Ewro hochwürden, und hohe angehörige beӱ guter Gesundheit Vor sich finde, ich Beklage das mit der Anlage erscheinen muß, es geschiehet auf einem bösen Vorhaben, indem man endlich Gezwungen wirdt, zu klagen, weil sonst nicht auszukommen ist, ich habe mich gegen Ewro hochwürden offeriret, das wenn ich dem hErrn Pastor Lockervitz zu nahe Getreten, ich ihme Öffentlich abbitte thun wolle, ich bleib auch dabeӱ, das Er aber aus pur bosheit, und abgunst so sehr lästerte kan nicht lenger dazu geschwiegen werden, es Confundirete die gantze Bürgerschafft; sein hass ist so groß, das der herr seiner maaße wißen muß, und dahero ist ihme die Rache überlaßen. Hertz Seell, und gemüth durchdringt bosheit, so dieser gute Mann ausuebt. Doch will ich ihme alles vergeben, und desfals finde ich anlage, mit welcher man bereit ist coram consistorio regio zu ersehen; woll aber Ewer hochwurden diesen alle steuern, und dem Ehrn Magister auf einen andern wege bringen, so soll auch dieses noch zu einer probe der erkäntniß dienen; will derselbe Ewro hochwürden nicht hören, so mag es weiter gehen, und soll die Klage ordentlich abgefaßete und übergesandt werden; doch will vorhero Euro hochwirden erachten auf bitten und mich darnach sambt den übrigen herrn reguliren; der ich mich gehorsamst empfehle.“
Bl. 176 Kopie eines undatierten Schreibens, Beilage zum vorherigen
„Wir haben schon eine Geraume Zeit nicht allein bemerket, sondern auch angehöret, das ihr herr Pastor Lockervitz die obrigkeit auf der Cantzel dergestalt beschuldiget, als ob alle laster Von selbiger nich bestraffet, sondern aus Interesse nachgegeben wurden, weil dan die obrigkeit in ihren Größen sich unentschuldigt weis, der hEr Pastor aber beӱ seinen unerbaulichem Eifer Verharrete indeme Er den 13t Sonntag post Trinit: Vormittags aufs neue die obrigkeit beschuldiget, das delicta nicht bestraffet, sondern aus Interesse conniviret worden, wo von Er doch wirkl: 1 rt Kirchen straff empfangen, gleichwol aber diesen Sonntag vile rachgier, und bosheit geäußert, die expressiones gebraucht in neuen reden zu verdienen, und ein membrum judicij [Ratsmitglied], welches eadem die [des gleichen Tages] zu dem Tisch des hErrn gegangen, sehr zu nahe getreten, indeme Er es eines Interessireten wandls und unrechtfertigkeit, welches beӱdes Er nicht wahr machen kan, angegriffen hat; das sich doch an einen solchen tage gar nicht geziemet; so sind Gezwungen, solchen unerbaulichen Predigten, die mehr zu einem Gelächter als zu andacht dienen, künfftig vorzubeugen, mithin zu bitten, dem hErrn Past: Lockervitz anzubefehlen, das Er die Obrigkeit unschuldigerweise und ohne grundliche untersuchung auf der Cantzel nicht dergestalt antaste, man ist ja erböthig in Liebe mit ihm zu Prof. Comuni manu die laster zu bestraffen, doch mus inter se et proximum die Sache bevor untersucht seӱn, ob es sich auch so verhält, als manchmal geschändert wirdt; es ist leӱder schon genug das der gute hErr Pastor Lockervitz durch sein Voll Sauffen, und gantze nächte angehaltenes Schellen manchen aus der Gemeinde geärgert, und nun ist es an deme, das Er auch die obrigkeit, zwar unschuldiger weise verhasst machen wolle, und damit alle parition, und respect benehmen wolle; das aber E. L. h. Consist: diese Vorstellung gegruendt erkennen möge, so legen wir dieses alles dem hErn Pastori zu Eides handen, kan Er das Contrarium beschwöhren, wollen in culpa seӱn, will aber dhEr Pastor sein hitziges Temperament einschrencken, Sanfftmütig seӱn, auf Ermahnen, aber nicht ohne Grundt straffen, folglich leben, wandl, und Predigt, zu unsrer erbauung einrichten, und beweisen, so wollen ihm gerne all beyhenges Verzeihen, indem wir ihme alle Harmonie wie es Ernstlich seӱn kan, ihme gerne offeriren, wenn Er nur dergleichen uns auch beweisen will, wir recommendiren diese Vorstellung zur remedur, damit zwischen den hErrn Pastore und der obrigkeit ein beßeres vernehmen erfolge, wozu die obrigkeit in allen stücken parat ist, die wir dan mit besonderer hochachtung verharren.“ [In roter Schrift: nicht ganz eindeutige Worte.]
Bl. 184-185, Pastor Lockervitz an GenSup, 14.01.1750
Er habe nun 22 Bände von Luthers Werken, der Bürgermeister von Meyerenfeldt brachte neulich den fehlenden 21. Band aus Greifswald mit. Es fehlten nur noch die Bände 23 und 24, beides Registerbände, daher 2 Reichstaler mitgesandt.
Dieses Werk ist bis heute erhalten.
Bl. 200-201, Protokoll auf dem Rathause in Damgarten, 06.05.1755.
Rat vs. Frau von Dechow wegen Einsetzung des städtischen Kuhlengräbers Rudolph Schultze.
Anwesend: Bürgerworthalter Reincke, Hoffgerichtsassessor von Usedom, Bürgermeister von Meyerenfeld, Ratsherr Warnkros, dazu die Viertelsmänner. Außerdem Frau Landmarschallin von Dechow, Herr Jagd-Fiskal Lange aus Greifswald, außerdem Notar C. Steffen als Schreiber.
Frau von Dechow nahm den Kuhlengräber unter der Bedingung an, dass nach dessen Wegzug oder Tod von ratsseiten zwei Personen dem Patronat vorgeschlagen würden, wovon einer erwählt würde. Damit erklärten sich auch Rat und Bürgerschaft einverstanden.
LAG Rep. 36 II D III, Acta die Rectorats und Cantorats Besetzungen in Damgarten betreffend, 1714-1785
Bl. 13-14 Jacob Christoph Balthasar (JCB) an seinen Vetter, den GenSup, Stralsund 09.12.1748
JCB war ein Jurist; der Vizebürgermeister Damgartens von Meyerfeld kontaktierte ihn, da er befürchtete, ihm würde durch evtl. Notartätigkeit die Nahrung genommen. JCB wolle aber nur Rektor werden, nicht Notar. JCB wirke derzeit in Stralsund (Fährstraße bei Stadtuhrmacher Hartern) bei niedrigem Gehalte (30 rt) und teuren Lebenshaltungskosten mit Frau und Kindern. In Damgarten auch wenig, aber weniger Kosten.
[Balthasar wurde nicht Rektor in Damgarten]
Bl. 15-16 Pastor Lokervitz an GenSup 22.12.1748
Verdienst für Kantorat und Rektorat: Gehalt jährlich je 12 rt von Stadt und Kirche, 3 Morgen Kirchenacker frei, bei Orgelspielen noch 9 rt dazu, ggf. vom Patron auf 12 rt erhöhen, monatlich ein Scheffel Malz, ein Scheffel Roggen oder Weizen, bei besserer Qualifikation mehr. Schulgeld pro Woche und Kind 1ßl (lesen) bzw. 2 ßl (lesen, schreiben, rechnen). Bei zusätzlichem Lateinunterricht Einzelabmachungen. Die Stadt lieferte Holz, zudem jedes Schulkind.
Einkünfte aus Beerdigungen und Hochzeiten der Landseite bekam der Küster, die der Stadtseite der Rektor (8 ßl Beerdigungen, 12 ßl Hochzeiten).
Bewerber Musaeus (M) stammte aus Cammien, hatte ein Jahr einige Kinder unterrichtet. Bürgermeister und Richter von Meyerfeld wollte Musaeus auch behalten, der Patron nicht. Der Bürgermeister war dann auch gegen M, da M dem Bürgermeistersohn in der Schule eine Ohrfeige gab, woraufhin dessen Nase blutete. M reiste im August nach Mecklenburg ab, wollte sich vom Herzog Christian Ludwig ins Predigtamt befördern lassen. à nach Willgeroth III, S. 1219: Johann Christoph Musäus, getauft in Cammin/Pom am 01.06.1720, Sohn des dortigen Herrn Immanuel Muhß. Wurde am 29.07.1753 Pastor in Elmenhorst (Präpositur Klütz), wo er am 11.10.1793 verstarb. Heiratete am 16.11.1753 in Rostock St. Jakobi Anna Christine Töppen aus Rostock (1727-1799). Seine Kirche in Elmenhorst erfuhr in seiner Amtszeit wenige Reparaturen und wurde in der Nachbarschaft daher „Saustall“ genannt.
JCB nun in Franzburg. Er war drei Tage im Pfarrhaus. Lokervitz musste ab und an als Beichtvater nach Saal und Ahrenshagen, da müsste JCB dann „als eine künftige geistige Person“ auch eine Lesepredigt halten können.
Bl. 84-85 Pastor an Gen Sup 14.05.1755
Rektor Senst halte noch keine öffentliche Schule, nur Privatunterricht für die beiden Söhne des BM von Meyernfeld. Andere Kinder gingen zu dem Küster Krüger, manche auch zum Schneider Marquart oder zum Viertelsmann Leverentz. Diese soweit als Lehrer ganz gut. Manche auch beim Passschreiber Jasche, der eine sehr schöne Handschrift habe und nach „der Hallischen und Berlinschen Methode in Schreiben unterrichtet“ (aus i folgt n, m; aus c dann o, a, g, q), auch im Rechnen erfahren sei (nach Peschecks Rechenbuch), die meisten seiner Schüler kamen aus Saal oder Ahrenshagen, nur wenige aus Damgarten.
Bl. 106-107 Rat Dgt an GenSup 31.03.1757. BM von Meyerenfeldt hier bereits verstorben.
In einem transkribierten Tagebuch findet sich folgender Abschnitt:
„Den 23. Speisete hir [= in Eixen] ein alter superkluger Bürgermeister aus Damgarten, der sich von Meienfeldten nannte, an welchen ich meine Lust über Tisch hatte. Er hielte alle Manns Personen in Ansehung des Frauen Zimmers für Affen, legte ihnen die Schuld bei, bewieß mit seinen eigenen Exempel wie er seine Frau im 16ten Jahre geheirathet, und ihr die üblen Manieren dadurch abgewöhnet, daß er sie auch angenommen, und wenn sie deshalb ihren Verdruß darüber geäußert, ihr vorgehalten daß er solches von ihr erlernet, bis ihr davor geekelt, da er ihr denn mit Freundligkeit erzehlte, daß er sie für gut gehalten, weil sie dieselbe an sich gehabt. Mit welchen Mittel er sehr groß that, auch erwehnte, daß er einer vornehmen Dame einmal unter Augen gesaget, er wolle sie dahin bringen sogar Mist aufzuschlagen. Man hat mir nachher von seiner Frauen das Gegentheil versichern wollen. Uber die Priester, besonders Herrn Magister Lockervitzen zu Damgarten, hielte er sich sehr auf, der die Frau Land Marschallin von Dechow, als Patronin dasiger Kirche, daß sie immer sich mit ihm, dem Bürgermeister, wieder vergleichen müße.“
Es handelt sich um den Eintrag vom 23.09.1755 des damaligen Hofmeisters (Lehrer auf einem Rittergut), späteren Stralsunder Pastors Johann Christian Müller (1720-1772). 1755 war er noch Hofmeister in Eixen, kurz bevor er seine Pfarrstelle in Stralsund antrat.
Das Buch ist: Johann Christian Müller. Meines Lebens Vorfälle & Neben-Umstände. Zweiter Teil: Hofmeister in Pommern (1746-1755). Herausgegeben von Katrin Löffler unter Mitarbeit von Nadine Sobirai. Leipzig: Lehmstedt 2013.
Aus allen diesen Beispielen lässt sich gut erkennen, dass der Bürgermeister Anton von Meyernfeldt offensichtlich keine einfache Person war.
Übrigens gibt es in Ribnitz-Damgarten die Schriftenreihe „Passgänge“. Darin würde sich ein Artikel über diesen Bürgermeister sicher mal lohnen. Falls Sie dazu Lust haben, lassen Sie es mich gerne wissen.
Mit freundlichen Grüßen,
Elmar Koch.
Bilthoven, 17 januari 2025
Sehr geehrter Herr Elmar Koch,
vielen Dank für Ihre Antwort auf meinen zweiten Brief. Für mich spielt Eile bei der Vergangenheitsforschung keine Rolle. Für die detaillierten Informationen, die Sie mir auch ohne Vergütung zur Verfügung stellen, bin ich Ihnen sehr dankbar.
Tatsächlich offenbart die Korrespondenz einen (gelinde ausgedrückt) farbenfroher Bürgermeister. Seine Frau bleibt verborgen, aber durch Ihre Informationen weiß ich jetzt, dass Carl Albrecht aus dem Jahr 1746 sein Sohn ist und in der Schule Komplikationen hatte (die Ohrfeige). Ich kannte ihn aus zwei anderen Quellen:
1 Carl schlieβt sich während des Pommernkrieges der Quillenstedt Esquadron des schwedischen Putbus-Husaren-Regiments an. Er war noch nicht einmal 16 Jahre alt, als er während des Angriffs des preußischen Feldherrn Belling am 16. Dezember 1761 mit Pferd und Gepäck bei Meijenkrebs, Demmin desertierte. Hoffentlich habe ich das alte Schwedisch richtig gelesen in SE/KrA/0023/0/1555-1557/ 1761, 1762 und 1762.
2 Im Jahr 1787 war Carl Leutnant der Husaren unter dem Herzog von Braunschweig, der auf Einladung des Statthalters Prinz Willem V. von Oranien-Nassau kam, um die niederländische Republik von französisch gesinnten Patrioten zu befreien. Am 13. September, nach seiner Ankunft in der Stadt Nimwegen, wurde er im Haus der Familie Van Gendt inquartiert. Ein Familienmitglied schrieb mir dies in einem Brief ohne Quellenangabe.
Es gibt keine Hinweise darauf, dass der Bürgermeister mit den schwedischen Generalgouverneur von Pommern Grafen Johann August von Meyerfeldt (1664-1749) verwandt ist, aber ich setze meine Forschungen zu seiner Herkunft fort. Sobald weitere Informationen vorliegen, werde ich Sie darüber informieren. Anschlieβend können wir besprechen, ob eine Veröffentlichung interessant genug ist.
Mit freundlichen Grüße,
Hugo von Meijenfeldt